Ein bundesweites Theaterprojekt zum NSU Komplex
Zeitraum: Do. 21.10.21 - 07.11.21
Ort: Münchner Kammerspiele (Habibi Kiosk, Therese-Giehse-Halle), Residenztheater, Münchner Stadtraum, 18 bundesweite Partnerinstitutionen in 15 Städten, online und jeweils vor Ort.
kein-schlussstrich.de
Der Real München e.V. fungiert in München als Kooperationspartner der Münchner Kammerspiele und gehört somit zu den Trägern dieses bundesweiten Projektes. Unser Verein übernimmt federführend die Kuration des Rahmenprogrammes und beteiligt sich an der inhaltlichen Gestaltung des Projektes "Manifest(o)".
Die Morde an Enver Şimşek (2000), Abdurrahim Özüdoğru (2001) und İsmail Yaşar (2005) in Nürnberg, Habil Kılıç (2001) und Theodoros Boulgarides (2005) in München, Süleyman Taşköprü (2001) in Hamburg, Mehmet Turgut (2004) in Rostock, Mehmet Kubaşik (2006) in Dortmund, Halit Yozgat (2006) in Kassel und Michèle Kiesewetter (2007) in Heilbronn sowie weitere Überfälle und Anschläge, wie beispielsweise 2001 und 2004 in Köln, stehen nicht nur stellvertretend für die unzähligen Fälle rechtsextremer und rassistischer Gewalt in Deutschland nach 1945.
Sie sind Sinnbild für Wegsehen, strukturelle Empathielosigkeit mit dem Schmerz der Angehörigen, Verdrängen, fehlenden Aufklärungswillen und falsche Verdächtigungen. Sie sind auch Sinnbild für den massiven Vertrauensverlust in staatliche Institutionen und Sicherheitsbehörden, von denen sich viele Menschen in Deutschland, insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte und BIPoc, unbeschützt und im Stich gelassen fühlen. Die Liste mit offenen Fragen zum NSU-Komplex ist lang, nur sehr unbefriedigend konnten die Untersuchungsausschüsse in Bund und Ländern sowie der Münchener Prozess, inklusive der im Frühjahr 2020 veröffentlichten schriftlichen Urteilsbegründung, Licht ins Dunkel bringen.
Kein Schlussstrich!
Auf Initiative von Jonas Zipf, Werkleiter von JenaKultur in enger Zusammenarbeit mit der Kuratorin Ayşe Güleç, den Dramaturgen Tunçay Kulaoğlu und Simon Meienreis sowie dem Soziologen Matthias Quent hat sich ein Kooperationsnetz von Theatern und Institutionen aus 15 Städten zusammengeschlossen, um gemeinsam das interdisziplinäre Theaterprojekt Kein Schlussstrich! zu realisieren – mit dem Anliegen, die Taten und Hintergründe des NSU künstlerisch zu thematisieren. Beteiligt sind Akteure in den Städten, in denen zehn Bürger:innen von Rassisten ermordet wurden, wie auch jene Städte, in denen die Täter:innen des NSU aufwuchsen, Aufenthalt oder Unterstützung fanden.
Mit Inszenierungen, Ausstellungen, Konzerten und musikalischen Interventionen im öffentlichen Raum, Lesungen, Diskussionen, Workshops u.v.m. möchte Kein Schlussstrich! die Perspektiven der Familien der Opfer und (post-)migrantischen Communities in den Fokus der Öffentlichkeit bringen und die Auseinandersetzung mit dem institutionellen und strukturellen Rassismus in unserer Gesellschaft anregen. Auch an die Geschehnisse und Folgen der Anschläge in Halle, Hanau und Kassel, die den Rechtsterrorismus und Rassismus in erschütternder Weise bezeugen, möchte das Projekt erinnern.
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Allgemeine Info zum Gesamtprojekt: kein-schlussstrich.de